Vor ein paar Wochen bin ich mit vier anderen Freiwilligen an die Küste nach Esmeraldas in einen kleinen Ort namens Las Peñas gefahren. Morgens um 6 haben wir den ersten Bus genommen und nach zwei Mal umsteigen und insgesamt 6 Stunden Busfahrt, waren wir am Strand. An den Busbahnhöfen wurde uns immer sofort geholfen, damit wir den richtigen Bus finden. Gefühlt wurde es jeden Kilometer, den wir uns der Küste näherten, heißer im Bus, da es keine Klimaanlagen gab und die Busse ziemlich voll waren. Als wir in Las Peñas ausgestiegen sind kam uns erst mal ein Hitzeschwall entgegen, aber trotzdem sind wir als erstes an den Strand gegangen, bevor wir uns im Hotel etwas Luftigeres angezogen haben. Der Strand war so schön, komplett leer und wir wollten gar nicht mehr aufhören Muscheln zu sammeln, so viele lagen dort rum. Die Restaurants und Bars direkt am Strand haben das Bild perfekt gemacht.
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Strandpromenade |
Der ganze Ort mit seiner kleinen Hauptstraße war total süß und schön gestaltet. Außer uns waren jedoch so gut wie keine Touristen dort, wahrscheinlich weil im Moment keine Saison ist. Mit unserem Gepäck und schwitzend, aber super glücklich sind wir zu unserem Hotel gelaufen und direkt in den Pool gesprungen. Nachdem wir den halben Tag in heißen, stickigen Bussen verbracht haben, war das genau das Richtige. So abkühlend war das Wasser dann allerdings doch nicht. Danach waren wir nochmal am Strand zum Spazierengehen und Muschelnsammeln und ich war überrascht, dass das Meer sogar noch wärmer war als der Pool.
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Hauptstraße |
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Restaurant am Strand | |
Unser Abendessen in einem Restaurant direkt am Strand hat den Tag perfekt gemacht. Dort haben wir dann auch unseren Reiseführer und den Rest der Reisegruppe, ein Schweizer Pärchen und ein Deutscher, die jeweils schon seit knapp zwei Jahren durch die Welt reisen, getroffen. Es gab zwei riesige Fischplatten für alle und für die Vegetarier frittierten Maniok, Gemüseomlette und Patacones (frittierte und zerdrückte Kochbananenstücke). Es hat sich gegen Abend zwar deutlich abgekühlt, war aber immer noch angenehm. Nach dem Essen haben wir den Abend in einer Cocktailbar ausklingen lassen und sind erschöpft, aber glücklich in unsere Betten gefallen.
Ausschlafen war jedoch nicht drin am nächsten Morgen, denn es stand viel auf dem Plan. Leider hatte es schon die ganze Nacht geregnet und hat auch am Morgen nicht aufgehört. Nach kurzer Beratung beim Frühstück haben wir uns aber dazu entschieden, das Programm trotzdem wie geplant zu machen. Vom Nachbarort aus haben wir unsere Bootstour in die Mangroven gestartet.
Es ging vorbei an vereinzelten Häusern am Flussufer...
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Kokosplantage |
...und Kokosplantagen. An einer Kokosplantage haben wir einen kurzen Zwischenstopp gemacht, um Kokoswasser aus frisch geernteten Kokosnüssen zu trinken. Mit ungefähr zehn Kokosnüssen an Bord ging es weiter den Fluss entlang, bis wir zu einer Cocadafabrik, ebenfalls direkt am Ufer, kamen. Cocada ist eine zähe klebrige Masse aus Kokos, Erdnüssen und Zuckerrohr. In dem Familienbetrieb, den wir da besucht haben, wurde wirklich alles selber gemacht. Sie haben die Kokosnüsse und den Zuckerrohr selber angebaut und weiter verarbeitet und sogar Kohle für die Produktion hergestellt. Wir haben eine kleine Tour über das Gelände gemacht und durften Cocada probieren. Da es uns allen so gut geschmeckt hat, haben wir gleich mal zehn Stück gekauft.
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Cocada
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Mangroven
Und dann ging es mit dem Boot endlich richtig rein in die Mangroven. Für mich war das das Highlight des Tages. Es war ganz still und man hat nur das Knacken der Krebse gehört, die zu Tausenden am Ufer herumgekrabbelt sind. Durch ihre rot-orange Farbe haben sie regelrecht geleuchtet auf dem dunkeln Schlammboden. Wenn man nachts durch die Mangroven fahren würde, wäre es bestimmt ganz schön gruselig. Schon tagsüber herrschte eine ganz eigenartige Stimmung, da nur wenig Sonnenlicht durch die Baumkronen schien. Die Mangroven sehen echt verrückt aus durch ihre Besonderheit, dass vom Stamm aus von oben nach unten "Wurzeln" wachsen, mit denen der Baum Nährstoffe aufsaugt und sich abstützt. |
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Tonscherben |
Als wäre das alles noch nicht beeindruckend genug gewesen, war unser nächstes Ziel eine ganz besondere Mangroveninsel - La Tolita. Kaum setzt man den ersten Fuß auf die Insel, sieht man hunderte Tonscherben vor einem liegen. Von einem Inselbewohner, der sich damit beschäftigt, haben wir erfahren, dass das was da gerade vor unseren Füßen liegt, 2000 Jahre alte Tonscherben sind. Die Incas, die damals dort lebten, hatten eine Art Fabrik und haben Küchenutensilien, wie Reiben oder Krüge, die heute noch ziemlich gut erhalten sind, aber auch Figuren hergestellt. Neben tausenden von Tonscherben, die überall auf der Insel rumliegen, würde man auch jede Menge Gold, eine damals übliche Grabbeigabe, finden. Allerdings ist es mittlerweile verboten, danach zu suchen. Völlig baff von diesen ganzen antiken Tonscherben und der Tatsache, dass die einfach wie Steine am Strand auf dem Boden rumliegen, wurden wir zu einer Holzhütte geführt. Für uns völlig unvorstellbar, lagen in dieser abgewrackten kleinen Hütte lauter Fundstücke, so wie wir sie schon bei unserer Ankuft auf dem Boden vorgefunden haben. Neben Tonscherben lagen auch noch zwei Skelette der Incas in offenen Holzkästen dort. Man konnte alles anfassen und es hat niemanden gestört. In Europa, wo schon um eine Minitonscherbe ein riesen Aufriss gemacht wird, unvorstellbar. Für uns war das alles sehr surreal und war auch noch eine Woche danach Gesprächsthema.
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Kakaobaum |
Am nächsten Tag mussten wir uns leider schon wieder vom Strand verabschieden. Aber vorher gab es nochmal ein leckeres Frühstück im Strandrestaurant. Der letzte Programmpunkt war der Besuch einer Kakaoplantage und -verarbeitung. Dort haben wir frisch geerntete Kakaobohnen probiert. Um die harten Bohnen, aus denen später der Kakao gemacht wird, ist eine weiße glibberige Schicht, die man ablutschen kann wie ein Bonbon. Schmeckt auch so. Uns wurde erklärt, wie die Kakaobohnen fermentiert und getrocknet werden. Der getrocknete Kakao roch schon richtig lecker nach Schokolade. Immer wieder bin ich erstaunt, dass alles ohne Maschinen verarbeitet wird. Zum Transport der Kakaobohnensäcke von Platange zu Weiterverarbeitung wird der PickUp, manchmal aber auch der Esel genutzt. In dieser Region wird angeblich der qualitativ hochwertigste Kakao der Welt produziert.
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Kakaofrucht |
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frische Kakaobohnen |
Bei einer unglaublichen Hitze ging es dann im Bus zurück nach Mindo. Genug Zeit, um die ganzen tollen Eindrücke, die wir in so kurzer Zeit bekommen haben, zu verarbeiten. So eine Mangroventour ist auf jeden Fall immer eine Reise wert.
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